Runkelkönig

So fing alles an…

Der Dienstag war schon immer der traditionelle Nachfeiertag der Legdener Schützen. Als sich aber im Jahre 1976 fünf Schützen der 2. Kompanie zur Steinkuhle aufmachten, um nachzusehen, „ob die Steinkuhle schon aufgeräumt ist“, war der Grundstein für eine bis heute andauernde Tradition gelegt. Denn Helmut Bröker, Karl Daldrup, Georg Hericks, Franz Winkelkhaus und Fritz-Bernd Woltering fanden bei ihrem Kontrollgang einen „leeren Persilkarton“ (scheinbar war der Schießplatz also gründlichst gereinigt worden), den sie kurzerhand auf die Vogelstange setzten.

Schnell war Munition gefunden und mit Steinen und Ästen holte Franz Winkelhaus den Karton von der Stange, von der er aber bereits am Vortag den Holzvogel geholt hatte. Zwar gab es noch keine Statuten, jedoch hätten diese sicher vorgesehen, dass ein frisch gekürter Schützenkönig nicht auch noch einen Waschmittelkarton den Garaus machen darf. Und so einigten sich die Schützen schnell und hingen den „Cogel“ wieder auf. Karl Daldrup nutzte die Gunst der Stunde und trug sich als erster Runkelkönig in die Annalen der Allgemeinen Schützengesellschaft Legden ein. Eine Königin wurde damals noch nicht gewählt, so dass eine Schubkarre den Zweck der Königskutsche ausreichend erfüllte.

Im nachfolgenden Jahr zeigte sich, dass die Junggesellen es verstanden, aus einem eher zufälligen Anfang eine schon besser organisierte Wiederholung zu machen. Am nächsten Schützenfestdienstag wurde schon der „Runkelkönig“ gekürt, denn als „Vogel“ wurde bereits dann eine auf einer Metallspirale gedrehte Runkelrübe verwandt, und um eine Fahne für die Kompanie hatte man sich auch gekümmert.

Nach dem Treffen bei Dapper wurde früher die Runkelfahne bei dem Hersteller derselben, Hans Barenbrock, abgeholt. Diese Fahne ist Anfang der 90iger leider verloren gegangen. Anscheinend hat ein Entwender der Fahne es nicht verstanden, ein entsprechendes Lösegeld zu verlangen, oder die Fahnenoffiziere waren so bemüht, die Fahne vor Dieben zu verstecken, dass sie sie selbst nicht wiederfanden. Aufgrund alter Fotos wurde eine neue Fahne nachgenäht.

Seit wann dann als Königin ein mit Frauenkleidern verkleideter Junggeselle vom König erwählt wurde, ist nicht genau überliefert. Die ersten Fotos dieser „Grazien“ tauchten mit der Regentschaft von Hans Barenbrock im Jahre 1984 auf. Es wurden auch Ehrendamen gekürt. Dieser Brauch ist in den letzten Jahren allerdings eingeschlafen!

In 1992 zog man nicht wie sonst nach dem Treffen bei Dapper von dort weg, sondern verbrachte den gesamten Runkelkönigtag an diesem Ort. Das machte Sinn, war es doch schade, den Nachtag zu versäumen, nur weil man die Kompanie nicht mehr fand. Daher beschlossen die Junggesellen auf einer eigenen Versammlung im Rahmen der Vorbereitung auf das Schützenfest 1993, künftig nicht mehr durch mehrere Gaststätten zu ziehen, sondern bei Dapper im Garten zu bleiben. Seit dieser Zeit ist die Fahne bei der Familie Revers gelagert und wird von der gesamten Runkelrübenkompanie abgeholt.

…und so feiern wir heute…

Der gegenwärtige Ablauf des Runkelkönigschießens ist schon in der Festschrift zum Jubiläumsjahr 1995 beschrieben. Es ist mittlerweile eine feste und bewährte Einrichtung geworden, die Runkelkönigfeier im Garten hinter der Gaststätte Dapper zu veranstalten. Insofern ist der Ablauf bis zum Eintreffen des neuen Königpaares, dass sich eilig in entsprechende Kleidung geschmissen hat, gleichgeblieben.

Nach dem Ehrentanz ist es aber seit einigen Jahren nach Auffassung der Runkelkompanie erforderlich, dass die Legdener Bevölkerung dem Runkelkönigpaar huldigt! Um den „Untertanen“ diese Gelegenheit zu geben, treten alle Junggesellen zum Umzug durch Legden an.

Hierzu trifft Konrad Osterkamp mit Pferd und Kutsche bei Dapper ein, um das Königspaar einsteigen zu lassen. Unter dem Kommando des Hauptmanns der Junggesellen nehmen vorneweg die Musiker, dann die Kutsche mit Königspaar und nachfolgend die Runkelrübenkompanie Aufstellung vor der Gaststätte. Nach dem Befehl „Im Gleichschritt Marsch“ setzt sich der Zug in Bewegung, um gleich darauf rechts abzubiegen und einen kleinen Umweg durch die Waschanlage bei Deitmer zu nehmen. Gut gelaunt ziehen Musiker, Kutsche und Schützen durch den Sprühschaum und manch einer denkt an die Zeiten zurück, als noch der Umweg durch das Freibad gemacht wurde!

Anschließend bewegt sich der Festumzug in Richting Dorf und zieht über Hauptstraße, Königstraße, Stiege und Schulstraße zum Amthausplatz, wo der Hauptmann vor dem Rathaus Halt machen lässt. Hier folgt der Zapfenstreich in leicht abgespeckter Form (es ist herrlich , zu beobachten, mit welchem Eifer die Musiker noch bei der Sache sind!) und dann geht es über die Hauptstraße wieder zurück zu Dapper. Hier trifft man gerade rechtzeitig ein, bevor der Durst zu groß wird!

Aber selbst danach ist es noch nicht vorbei. Sobald abzusehen ist, dass es nicht lohnt, draußen ein weiteres Fass anzustechen, ziehen sich alle Gäste in die Kneipe zurück. Bei einigen weiteren Gläsern Pils wurde in den letzten Jahren immer wieder kurzfristig entschieden, noch jemanden zu besuchen.

Während es 1999 der alte König war, zu dem die Runkelgäste sogar mit dem „Hackimobil“ fuhren, um das Runkelpaar vorzustellen, wurde 2000 der amtierende König besucht und ihm überdies eines der hölzernen Wachhäuschen, die an der Hauptstraße stehen, mitgebracht.

Irgendwann geht aber jedes Fest zu Ende – das war in den vergangenen Jahren regelmäßig in den ersten Stunden des Mittwochs der Fall! Selbst die letzten Hartgesottenen verabschieden sich dann voneinander.

Es ist hoffendlich deutlich geworden, dass der letzte Tag des Schützenfestes vor allen Dingen durch jede Menge spontanität gekennzeichnt ist – das ist es, was den Dienstag ausmacht. Es bleibt zu wünschen, dass die Beteiligung so stark bleibt, wie sie in den letzten Jahren war und das auch nachfolgende Generationen sich diesen „Nachtag“, der eigentlich keiner mehr ist, bewahren.