Sauftaler

Der Sauftaler und das Runkelkönigschießen

Wie schon in der Festschrift zum Jubiläumsjahr 1986 auf Seite 88 geschildert, ist der ehemalige Amtsdirektor Ludwig Hüsing für die Entstehung des Sauftalers (oder Suptalers) verantwortlich. Er leistete der Aufforderung der Junggesellen, am Montagmorgen mit zur Steinkuhle zu marschieren, nicht Folge, beteiligte sich dafür aber mit 3 DM (einem Taler) an der ersten Runde. Dieser „Sauftaler“ wurde danach regelmäßig abgeholt.

Viele Jahre vor der Entstehung des Runkelkönigschießens aber nach der Einrichtung des Sauftalers gab es eine Zeit, in der die Nachfeier am Dienstag etwas eingeschlafen war und der Sauftaler offiziell nicht abgeholt wurde. Offiziell vielleicht nicht, aber überliefert ist, dass der Sauftaler auch in der Zeit regelmäßig abgeholt wurde – und zwar von ein und derselben Person, deren Name ungenannt bleiben soll. Das diese Person den Sauftaler in der Zeit allerdings mit anderen Schützen geteilt hat ist eher unwahrscheinlich.

Vor ungefähr 35 Jahren stellte der Vorsitzende der Junggesellen offiziell einen Antrag an den Gemeinderat, aufgrund der allgemeinen Kostensteigerung ebenfalls den Sauftaler zu erhöhen. Einige Zeit später erhielt er einen Anruf vom zu Zeit schon pensionierten Amtsdirektor Hüsing: „Du Georg, was ist mit dem Sauftaler?“ „Warum? Ich habe nur einen kleinen Antrag an den Gemeinderat gestellt, den Sauftaler zu erhöhen.“ „Das ist es ja! Die Gemeinde hat mich angerufen. Sie durchsuchen schon seit drei Tagen den Archivkeller nach den alten Quittungen und können keine finden. Da haben sie überlegt, mich zu fragen!“ So stellte sich heraus, dass nichts gefunden werden konnte, weil Herr Hüsing den Sauftaler immer aus eigener Tasche beglichen hat. Der Gemeinderat hat jedenfalls die Erhöhung abgeschmettert.

Wie war es dann eigentlich dazu gekommen, dass der Sauftaler dann von 3 DM auf 30 DM erhöht wurde? Es gab auch nach der offiziellen Anfrage bezüglich der Erhöhung Schützenfeste, an denen die Auszahlung des Sauftalers nicht so sicher war wie heutzutage. Der ehemalige Vorsitzende der Junggesellen frage an einem Montagabend den Gemeindedirektor Helmut Deipenbrock, ob denn mit der pünktlichen Auszahlung des Sauftalers am nächsten Montag zu rechnen sei. Der Gemeindedirektor sagte sogar einen Obolus von 10 DM zu! Als der 2. Vorsitzende dann am Dienstag den Sauftaler abholen wollte, wurde die Auszahlung wieder abgelehnt. Als Begründung nannte man dem Abholer das Fehlen eines Auszahlungsbeleges (es waren die Unterschriften des Gemeindedirektors Deipenbrock und des Bürgermeisters Josef Sundorf notwendig), Also ging er in eines der Büros und frage nach einem Blanko-Auszahlungsbeleg. Dort bekam er zur Antwort, dass er keinen Auszahlungsbeleg bekommen könne. Prompt wählte der 2. Vorsitzende einen andere Vorgehensweise: er zog die erste Schublade oben links aus dem Rollschrank und fragte, ob sich hierin der Beleg befände. Als das verneint wurde, kippte er die Schublade aus, zog die nächste heraus und frage erneut. Ein weiteres „Nein“, und auch diese Schublade wurde „geleert“. Aus Angst vor weiteren Unordnungen wurde dem Störenfried der Auszahlungsbeleg ausgehändigt. Er machte sich sofort auf dem Weg zum Gemeindedirektor, der nach dem langen Krönungsball am Vorabend noch im Bett lag. Der „V2“ setzte sich neben das Bett, weckte den Gemeindedirektor und verlangte eine Unterschrift. „Was habe ich gestern noch gesagt?“, fragte dieser, „20 DM?“ „Genau!“, erwiderte der 2. Vorsitzende. Nach kurzem Umtrunk wurde dann der Bürgermeister Sundorf aufgesucht, um die noch fehlende Unterschrift einzuholen. „Für die ganze Lauferei streichen wir jetzt die 20 DM und setzten eine 30 DM ein!“, zeige sich dieser in Geberlaune! Wieder an der Gemeinde wurde der Auszahlungsbeleg übergeben und der Sauftaler ausgezahlt, nicht ohne jedoch noch einmal beim Bürgermeister nachzufragen, ob der 2. Vorsitzende nicht selber die Null hinter die Drei gesetzt hat! Seit diesem Jahr beträgt der Sauftaler 30 DM…!